Die Galerie Messmer präsentiert mit den drei Französinnen Majo, Noelle und Quèvélo
drei charismatische Künstlerinnen, die die Liebe zur Natur und die intensive und leidenschaftliche Auseinandersetzung mit ihren Elementen miteinander vereint. Von Moos und Gras überwachsene Felsformationen, Bäume und immer wieder auch Papier als Naturprodukt erfahren in den Arbeiten aller drei Künstlerinnen eine tiefe, teils erotische Sinnlichkeit, die die verborgenen Kräfte mit ihren metaphysischen Vorstellungen von der Natur spürbar werden lässt.
Die Natur und ihre zugrunde liegenden Naturkräfte wurden schon seit Urzeiten von den Menschen verehrt und mit einem göttlichen Wirken in Verbindung gebracht. Mit ihrem jahreszeitlichen Wandel ist sie Inbegriff für den natürlichen Kreislauf aus Werden und Vergehen. Diese Vorstellungen fließen in unterschiedlichem Maße in die Kunst von Majo, Noelle und Quèvélo ein.
So inszeniert die Performance-Künstlerin Noelle ihren eigenen Körper im Kontext der Natur. Graffiti-artig mit schwarzer, weißer und pinkfarbener Farbe bemalt und bespritzt nimmt sie in ihren Bewegungen und Gesten vegetative Gestalten an und fügt sich so harmonisch in den gewählten Naturraum ein. „Destruction of myself“ – so bezeichnet die Künstlerin selbst diesen Prozess, den sie vergleichbar eines Rituals in der Performance vollzieht und den sie durch Fotografien dokumentiert. In dieser Betitelung verdeutlicht sich der Grundgedanke ihrer Performance: Der Mensch als fester Bestandteil der Natur geht vollständig in dieser auf und kann ohne sie nicht existieren.
Die abstrakten Strukturen ihrer hochrechteckigen Stelen aus Holz und Leinwand ähneln schroffen Felsformationen und sind Nachempfindungen der Vereinigung von Natur und Mensch, wie Noel sie in ihrer Performance zelebriert.
In der Kunst Majos nimmt der Baum eine zentrale Rolle ein. Diese Vorstellungen werden einem Gewahr, wenn man die Installationen der Künstlerin betrachtet. Dabei handelt es sich um teils raumfüllende Environments, in denen Majo bis zu 2 Meter hohes Astwerk in kunstvolle Bäume verwandelt. Die kahlen, farbig gefassten Zweige sind teils mit kleinen menschlichen Figuren bevölkert oder mit anderen Accessoires dekoriert und werden von Bildtafeln oder Alltagsgegenständen begleitet. Auf diese Weise kreiert sie einen Mikrokosmos, dessen Sinnlichkeit die oftmals psychedelischen und damit bewusstseinserweiternden Figurationen der 70er Jahre heraufbeschwört. Hier überschreitet die Künstlerin die Grenze zu einer übersinnlichen Dimension, in der auch die Religion selbst eine Rolle spielen mag. In diesem Kontext wird zumindest ihre neueste Arbeit verständlich, die Skulptur einer menschlichen Figur, die aus den Seiten einer alten Bibel gearbeitet ist. So sind auf der Oberfläche der Figur Passagen aus den Psalmen zu lesen. So wie Gott Adam aus der Erde schuf, ist das aus Bäumen hergestellte Papier die Materie aus der die Skulptur entsteht.
Auch bei der dritten Künstlerin Quèvélo ist das Papier als Naturprodukt der Rohstoff, aus dem die Künstlerin das Werk schafft. Aus einer Mischung aus Acryl und Recycling-Papier formt sie mit viel Liebe zum Detail ihre Figuren, die sie wie eine Skulptur auf die Leinwand kaschiert. Mit Ihren Sujets, die wie bei der jungen Frau mit Schmetterlingsflügeln mal einer spirituellen Sphäre entstammen, oder mal humoristisch wie der bekannte Obelisk aus dem Kultcomic sind, will Quèvélo das Papier zum sprechen bringen. Die Harmonie der Bewegung in ihren Figuren zeichnet sensibel ein unverfälschtes Bild von deren Seelen nach und beflügelt so die Fantasie des Betrachters. Die Künstlerin wird auf der Vernissage einen Einblick in ihre künstlerische Methode geben und an diesem Morgen eine ihrer Figuren coram publico kreieren.